15.12.2021 | Wand / Fassade Seite 96-98 in Ausgabe 12/2021-01/2022

Caparol: Denkmalpflege mit viel Erfahrung

Die spätgotische Nikolaikirche, ehemals Stiftskirche St. Nikolaus, prägt das Zentrum der rheinhessischen Kreisstadt Alzey am Obermarkt. Die Erbauung der dreischiffigen Hallenkirche begann 1420. Im Jahr 1450 war der imposante Chor (Teil des Kirschenschiffs) fertiggestellt. Das Gotteshaus wurde schließlich in 1499 mit der Fertigstellung des Turmes vollendet. Im Zuge ihrer wechselvollen Geschichte wurde die Kirche wegen kriegsbedingter Zerstörungen außen wie innen mehrfach erneuert und dabei teilweise umgestaltet.
Das heutige Erscheinungsbild des Kirchenraums entstand im Wesentlichen beim 1844 bis 1848 erfolgten Umbau durch den hessischen Oberbaudirektor Georg Moller, der unter anderem auch das Wiesbadener Stadtschloss errichtete. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden im Jahr 1949 zunächst die gröbsten Bombenschäden beseitigt. Eine umfangreiche Erneuerung fand dann von 1963 bis 1965 unter Leitung von Professor Rolf Romero statt.
Die erste Musterachse für die jüngst abgeschlossene Renovierung des Kirchenraums wurde im Sommer 2017 angelegt. Den Auftrag dafür sowie auch für die spätere Ausführung der Malerarbeiten ab Juni 2019 erhielten die Maler- und Denkmalpflegewerkstätten Norbert Theis aus Pfaffen-Schwabenheim. Das Unternehmen hat sich im südwestdeutschen Raum bereits bei zahlreichen hochwertigen Restaurierungsprojekten profiliert. Im ersten Arbeitsschritt mussten abgängige Putz- und Anstrichschichten abgetragen werden. Anschließend wurden die Wandflächen mit Kalkfeinmörtel neu verputzt. An Teilflächen wurde ein mineralisches Akustiksystem verbaut. Insgesamt 2500 m² Putzfläche erhielten dann einen dreimaligen Anstrich mit »Histolith Innenkalk« in gebrochenem Weiß, der traditionell mit der Bürste aufgetragen wurde. Aus Sandstein bestehende Pfeiler, Kreuzrippen, Fenstergewände und Maßwerk sollten in einem dezenten Grauton mit weißer Linierung abgesetzt werden. Dafür wurden die Oberflächen zunächst gereinigt, mit »Histolith Sol-Silikat-Fixativ« grundiert und zweimal mit »Histolith PremiumSilikat« gestrichen. Abschließend wurde die Sandsteingliederung weiß liniert. Deckenbalken und Türen wurden mit »Capalac Seidenmatt-Buntlack« lackiert. In der Eingangskapelle entschied man sich, die in der Nachkriegszeit verbaute Stahlbetondecke durch ein aus Ziegeln bestehendes Kreuzrippengewölbe nach historischem Vorbild zu ersetzen. Dieses Gewölbe wurde ebenfalls mit Kalkfarbe gestrichen.
Die 1987 gegründeten Maler- und Denkmalpflegewerkstätten konnten bei dem Projekt Nikolaikirche auf ihren reichhaltigen Erfahrungsschatz zurückgreifen, den sie bei vergleichbaren Objekten erworben haben. Norbert Theis ist Obermeister der Maler- und Lackiererinnung des Kreises Bad Kreuznach und engagiert sich darüber hinaus in verschiedenen regionalen und überregionalen Organisationen, welche sich unter anderem dem Erhalt des kulturhistorischen Erbes verschrieben haben. »Die Renovierung der Nikolaikirche war für uns trotz aller Routine eine besondere Herausforderung. Wenn man sämtliche Arbeitsschritte auf die bearbeitete Fläche umlegt, kommen wir auf über 30000 m². Insgesamt wurden über 9000 Facharbeiterstunden aufgewendet, um dieses Werk zu vollenden. Wir sind stolz darauf, dass wir als regional ansässiger Malerbetrieb einen Beitrag zum Erhalt dieses wertvollen Baudenkmals geleistet haben«, betont Theis voller Stolz.

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Von links: Norbert Theis und Dr. Christian Brandes, Caparol-Baudenkmalpf... mehr
Die Kirchendecke mit grau abgesetzten Deckenbalken passt sich harmonisch... mehr
Das in klassischen weißen und grauen Farb­tönen mit Kalk- und Silikatfar... mehr
Insgesamt 3600 Meter Sandsteingliederung und Maßwerk wurden liniert. mehr

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