Drei Verbände – ein Netzwerk – ein Kompetenz-Zentrum
Netzwerk, Interessenvertretung und Unterstützung im Tagesgeschäft – so lauten die wesentlichen Aufgaben, denen sich das neue »Kompetenz-Zentrum Textil + Sonnenschutz« stellt.
Der Verband der Deutschen Heimtextilien-Industrie (Heimtex), der Verband innenliegender Sicht- und Sonnenschutz (ViS) und der Fachverband Matratzen-Industrie haben gemeinsam das »Kompetenz-Zentrum Textil + Sonnenschutz« ins Leben gerufen. »Die drei Fachverbände bündeln die Kompetenzen von knapp 150 Mitgliedsunternehmen«, sagt Martin Auerbach, Hauptgeschäftsführer der drei Verbände.
Unterstützung der Mitglieder
Allen drei Organisationen ist es wichtig, dass bei allem Mehrwert jeder Verband und jedes Mitglied seine Identität behält.
Die eigene Identität war, laut Ottmar Ihling, Vorsitzender des Verbandes der Deutschen Heimtextilien-Industrie, seinerzeit auch wesentlicher Grund, warum sich der Verband nicht dem Gesamtverband der deutschen Textil- und Modeindustrie angeschlossen hat. »Das hätte ein Aufgeben unseres Fachverbandes bedeutet«, ist Ihlings Ansicht. Der Fachverband habe zwar prinzipiell keine politischen Möglichkeiten, aber »er ist ja auch zur Unterstützung der Mitglieder da«, sagt er.
Ähnlich drückt es auch Auerbach aus. »Früher gehörte es einfach zum guten Ton, in einem Verband Mitglied zu sein«, erinnert er. »Da konzentrierte sich das Verbandsleben noch auf das gesellige Miteinander. Erst später kam die Entwicklung gemeinsamer Branchenstandards hinzu.« Heute erwarten die Mitglieder eines Fachverbandes Dienstleistungen und Services.
Mehr Verbände – größeres Netzwerk
Das waren auch die Überlegungen, mehrere Verbände unter einem Dach zusammenzuführen. Denn je mehr Verbände miteinander wirken, »desto größer wird das Netzwerk, da jeder seine Kontakte mitbringt«, sagt Auerbach. Als Beispiel führt der Hauptgeschäftsführer die vielen verschiedenen Institute an, mit denen die jeweiligen Fachverbände zusammenarbeiten. »Der Pool an Spezialisten, auf deren Wissen man zurückgreifen kann, wird einfach deutlich größer. Hier haben wir ein Zentrum mit mehr Kompetenzen, als sie der einzelne Verband haben kann«, fasst Auerbach zusammen.
Thomas Bußmann, Vorsitzender des Fachverbandes Matratzen-Industrie, hat die Verknüpfung mit diesem Netzwerk nicht bereut. »Unser Verband ist ein sehr kleiner mit sehr limitierten Möglichkeiten. Die Chance, hier einzusteigen, war ein Glücksfall.« Und trotz zuletzt sinkender Umsätze seiner Branche sieht er den Verband und seine Möglichkeiten bereits nach nicht einmal einem Jahr in der Kooperation deutlich erstarkt: »Wir stehen heute besser da als jemals zuvor.« Mit dieser »starken Kooperation im Rücken«, so Bußmann, könne sich sein Verband besser den großen Herausforderungen des Marktes stellen.
Einen regelrechten Treueschwur auf das junge Verbandsnetzwerk leistet Ingo Fahl, Vorsitzender des ViS: »Solange ich Vorsitzender beim ViS bin, werden wir Mitglied bleiben. Und sollten noch andere Verbände dazukommen, wird das für uns noch interessanter.«
Vorhandene Ressourcen bündeln
Insofern bietet das »Kompetenz-Zentrum Textil + Sonnenschutz« ein ideales Dach für die Verbände. Während jeder seine eigenen Baustellen bearbeitet, kümmert sich das Netzwerk um branchenübergreifende Themen. »Wir sind keine rechtliche Konstruktion«, betont Martin Auerbach, »sondern eine Dachmarke für die Zusammenarbeit.«
Durch die strategische Partnerschaft werden die verschiedenen Kernkompetenzen der drei Verbände allen zugänglich gemacht und vorhandene Ressourcen gebündelt – beispielsweise durch die gemeinsame Durchführung von Veranstaltungen oder gemeinsame Bearbeitung branchenübergreifender Themen. Information aus den verschiedenen Blickwinkeln der Branchenteilnehmer fließen in Wuppertal zusammen, ermöglichen den Blick über den Tellerrand hinweg und sorgen so für ein klareres Bild und die Chance, Aufgaben branchenübergreifend zu behandeln.
Beispielhaft ist hier das Thema Nachhaltigkeit zu nennen, das als globale Herausforderung für alle Branchen und Industrien unausweichlich ist und bei dem die kooperierenden Verbände von den jeweiligen Erfahrungen der anderen lernen. Auf diese Weise kann das »Kompetenz-Zentrum Textil + Sonnenschutz« seine Mitglieder besser unterstützen als jeder Verband allein.
Umfangreiche Liste an Kompetenzen
Entsprechend stellt Auerbach auch eine umfangreiche Liste vor, mit denen das Netzwerk seine Mitglieder bereits unterstützt oder in naher Zukunft unterstützen wird. Das beginnt bei Themen wie Arbeitssicherheit und Brandschutz, wo das Netzwerk zum einen bei der Organisation auf Wunsch unterstützt, aber auch über neue Vorgaben informiert.
Durch das Netzwerk bestehen deutlich mehr Kontakte ins Ausland, als ein einzelner Verband sie hat. Will nun ein Mitgliedsunternehmen einen neuen Markt erschließen, kann das Netzwerk mit Rat und Tat und vor allem mit Kontakten unterstützen.
Datenschutz, Energieberatung oder auch individuelle Rechtsberatung sind weitere Kompetenzen, auf die Mitglieder zurückgreifen können. Selbst in Sachen Forschung unterstützt das Kompetenz-Zentrum, zumindest was die Förderung des Transfers von Forschungsergebnissen in Industrie oder wissenschaftliche Beiräte betrifft. Pressearbeit, Messeförderung und statistische Erhebungen sind weitere Kompetenzfelder, die nun nicht mehr alleine von den Verbänden zu bestellen sind. Selbst bei der Normungsarbeit verspricht man seitens des Kompetenz-Zentrums Unterstützung.
Schließlich wagt Auerbach auch einen Blick in die Glaskugel. »In mittelbarer Zukunft könnten wir im Sinne der Nachhaltigkeit industrieübergreifend Rohstoffpools bilden«, sagt er. Zudem könne man mit drei Verbänden auch noch bessere Einkaufskonditionen erreichen.
Jetzt ist ein wichtiger Schritt erfolgt, in dem die drei Fachverbände das neue »Kompetenz-Zentrum Textil + Sonnenschutz« nun auch öffentlich propagieren.
Camillo Kluge


