Editorial Ausgabe 6/2023
Die Zahl der Bauherren, die schon beim Bau ihres Hauses auf die Verwendung ökologischer und recycelbarer Baustoffe setzen, steigt. Dies war früher in der Regel noch mit hohen Zusatzkosten verbunden – mittlerweile gleichen sich die steigenden Preise von konventionellen Baustoffen den sinkenden Kosten für Öko-Materialien jedoch zunehmend an und lassen die Möglichkeiten des nachhaltigen Bauens damit immer mehr in den Fokus rücken. Öko aus reiner Überzeugung – der Umwelt, Qualität und/oder Wohngesundheit zuliebe – ist also längst nicht mehr der einzig entscheidende Faktor, der für nachhaltiges Bauen spricht. Vielmehr sind es heute auch die harten Zahlen bei der Kalkulation, die mehr und mehr »Häuslebauer« umdenken lassen.
Strengere Vorgaben – etwa bei der Förderung und Entsorgung – zwingen diese immer öfter dazu, schon bei der Planung stärker auf die Verwendung nachhaltiger Materialien zu achten. Wenn Bauherren beim Neubau also beispielsweise auf den Einsatz von Öko-Baustoffen setzen und dafür ein sogenanntes »Qualitätssiegel nachhaltiges Bauen« (QNG) erteilt bekommen, können sie dafür bei der Förderbank KfW einen zinsverbilligten Kredit quasi zum Nulltarif erhalten – der Sollzins liegt dabei im günstigsten Fall bei nur 0,01 Prozent (siehe: WirtschaftsWoche vom 1. März 2023). Und auch bei Bestandshäusern wird die Recyclingfähigkeit immer wichtiger. So arbeitet die Bundesregierung an einem »Gebäude-Ressourcenpass«, der die recycelbaren Baustoffe der dazugehörigen Immobilien ausweist und darüber Auskunft gibt, ob diese zukünftig kreislauffähig sind. Auf diese Weise könnten die verbauten Materialien bereits vor einem geplanten Abbruch anderweitig Verwendung finden (VDIV Deutschland vom 3. Februar 2022) – denn angesichts steigender Preise und knapper Ressourcen ist es längst keine gute Perspektive mehr, bei Abbruch einen Großteil der Baustoffe – teils als Sondermüll – auf den Deponien zu entsorgen.
In Zukunft werden ein solcher »Gebäude-Ressourcenpass« oder ein »QNG-Siegel« aller Voraussicht nach so selbstverständlich sein wie der Energieausweis und damit den Wert einer Immobilie maßgeblich mit beeinflussen. Die »QNG-Siegel« sind erst seit kurzem Voraussetzung für manche Förderkredite; darüber hinaus sind weitere Varianten in Arbeit, bei denen die Herkunft/Transportwege und CO₂-Emissionen der verwendeten Stoffe im Vordergrund stehen werden (siehe: Welt am Sonntag vom 8. Oktober 2023). Die Anforderungen an die Bauherren steigen also. Gleichwohl steigen damit die Ansprüche an die Hersteller, die ihrerseits bemüht sind, den zunehmenden Anforderungen an die Kreislauffähigkeit ihrer Produkte zu entsprechen. Vieles wurde hier bereits erreicht, vieles wird noch kommen – wir sind gespannt und werden darüber berichten!
Ihre
Sabine Langanke

