04.05.2022 | Verbände / Institute / Organisationen Seite 20 in Ausgabe 5/2022

FEP: Krieg in der Ukraine: Auswirkungen auf den europäischen Parkettmarkt

Anfang April diskutierte der Vorstand der Europäischen Föderation der Parkettindustrie (FEP), wie sich die geopolitischen Turbulenzen weiter auf die bereits angespannten Bedingungen für die Holzversorgung der europäischen Parkettmärkte auswirken. Probleme bei der Verfügbarkeit und Erschwinglichkeit von Holzrohstoffen schränken die positive Entwicklung des Sektors schon seit Beginn der Corona-Krise ein. Sie werden jetzt aber durch die dramatische Entwicklung der geopolitischen Situation noch akuter.
Denn ein bedeutender Teil der Lieferungen von Eichenholz an die europäischen Parketthersteller kommt aus der Ukraine und Russland.
Neben Rundhölzern werden auch Lieferschwierigkeiten bei halbfertigen Holzwerkstoffen gemeldet. Diese sind zurückzuführen auf einen Mangel an Arbeitskräften in der Ukraine, Zahlungsschwierigkeiten mit Russland, Transportengpässe mit beiden Ländern sowie Gegenmaßnahmen Russlands, das den Export einiger Holzprodukte in die EU gestoppt hat. Außerdem hat die Europäische Kommission am 8. April die Einfuhr aller Holzprodukte aus Russland verboten, nachdem dies zuvor bereits für Holzprodukte aus Belarus galt. Schließlich betrachten PEFC und FSC Holz und Holzwerkstoffe aus Russland und Belarus als »Konfliktholz«, sodass diese nicht länger EUTR-konform sind. Zudem setzt der FSC jetzt auch Zertifikate für Holz aus ukrainischen Kriegsgebieten aus. Um die Auswirkungen der gegenwärtigen Krise auf die Parkettindustrie zu begrenzen, fordert der FEP die Europäische Kommission auf, (vorübergehende) Schutz-, Minderungs- und Unterstützungsmaßnahmen zu ergreifen sowie kohärente Richtlinien anzunehmen, die eine Mobilisierung von EU-Holzressourcen ermöglichen.

Die Marktentwicklungen im Detail
Die europäischen Märkte zeigen für das erste Quartal 2022 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum unterschiedliche Entwicklungen: Während Italien, Skandinavien und Spanien noch deutliche Nachfragesteigerungen melden, stagniert der Absatz in Benelux, Frankreich und der Schweiz. Österreich und Deutschland verzeichnen bereits Rückgänge, was die Schwierigkeiten widerspiegelt, Bestellungen auszuführen. Es wird erwartet, dass dieses Phänomen in den kommenden Monaten von allen Märkten gemeldet wird, da die meisten FEP-Mitglieder mit Versorgungsproblemen konfrontiert sind.
Da die Lagerbestände bereits im zweiten Halbjahr 2021 abgebaut wurden, ist weniger Ware verfügbar, sodass der Parkettabsatz in Deutschland im ersten Quartal 2022 im Vergleich zum Vorjahr um 4 Prozent gesunken ist.
Trotz starker Nachfrage ging der österreichische Parkettmarkt im Vorjahresvergleich im ersten Quartal 2022 um 7 Prozent zurück.
Im Vergleich zu 2020 ist der Parkettverbrauch in der Schweiz 2021 um 10 Prozent gestiegen. Im ersten Quartal 2022 ist der Absatz aufgrund sehr knapper Lagerbestände jedoch vergleichsweise niedrig.
Die Nachfrage nach Parkett war in den Benelux-Ländern im ersten Quartal 2022 durchaus vorhanden, es fehlte aber an Materialien, um dieser nachzukommen.
Während der französische Parkettverbrauch im ersten Quartal 2021 noch um 11 Prozent gestiegen war, stagniert er im ersten Quartal 2022 trotz hoher Nachfrage.
Der italienische Parkettmarkt legte im ersten Quartal 2022 im Vergleich zum Vorjahr um 10 Prozent zu. Die Nachfrage ist weiterhin hoch und die Aufträge können noch mit Verzögerungen erfüllt werden.
Dies dürfte in den kommenden Monaten jedoch eine Herausforderung werden.
Verzögerungen und Verschiebungen von Projekten während der Corona-Krise haben dem schwedischen Parkettmarkt im ersten Quartal 2022 im Vorjahresvergleich einen Zuwachs von 10 bis 15 Prozent beschert. Diese Entwicklung wird wahrscheinlich nicht über das zweite Quartal dieses Jahres andauern.
Der Absatz in den nordischen Parkettmärkten (Dänemark/Finnland/Norwegen) stieg im ersten Quartal 2022 um 5 bis 10 Prozent. Dieser Trend ist aber aller Voraussicht nach nicht haltbar.
Der Parkettabsatz in Spanien stieg im ersten Quartal 2021 im Vergleich zum Vorjahresquartal 2020 um 3 Prozent. Der gleiche Anstieg wurde im ersten Quartal 2022 erreicht. Aufgrund gestiegener Kosten, Arbeitskräftemangel und Inflation wird sich der Absatz aber voraussichtlich abschwächen.

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