18.12.2023 | Allgemein Seite 52-54 in Ausgabe 1/2024

Gerflor: Lose liegende Beläge im Fokus

»Gerflor hat schon seit vielen Jahren lose liegende Beläge im Programm, ohne das bisher sonderlich zu bewerben«, erklärten Marketingleiter Frank Selbeck und DACH-Geschäftsführer Michael Stein bei einem Gespräch in der Redaktion OBJEKT in Düsseldorf. »Jetzt setzen wir das Thema ganz bewusst – gerade in Deutschland – in den Fokus unserer Kommunikation.« Denn auch wenn für einige Bereiche verklebte Böden das Mittel der Wahl bleiben werden, ist sich das Unternehmen sicher: Das Thema wird weiter an Fahrt aufnehmen!

Ein breites Produktportfolio an­bieten zu können reiche heute schon lange nicht mehr aus, erklärt Selbeck. »Vielmehr muss man ­zukunftsorientierte Produkte in den Markt bringen und darf auch das ­Thema Nachhaltigkeit nicht außen vor lassen. Wir merken selbst, dass die Fragen der Architekten und Bauherren in den letzten Jahren dahingehend ­immer kritischer und detaillierter werden und möchten dafür entsprechende Antworten parat haben.« 
Eine Antwort ist das Gerflor-eigene Recyclingprogramm »Second Life« für Partner im Verlegehandwerk, welches nun um Großkunden auf Bau­herren­basis und möglicherweise den Handel ausgedehnt werden soll und gleichzeitig auch die Rücknahme von Material des Qualitätswettbewerbs umfassen wird. Schon jetzt sind alle »Loose-Lay«-Bodenlösungen von Gerflor – genauso wie sämtliche Vinyl- und Linoleum­beläge – zu 100 Prozent recycelbar und werden mit einem hohen Anteil an Recycling­material produziert.
Als weitere Antwort hat sich Gerflor mit dem Nachhaltigkeitsversprechen »we care / we act« unter anderem zum Ziel gesetzt, bis 2025 ihr Angebot an klebstofffreien Produkten auf 35 Prozent zu erhöhen – nach dem Motto »Alles, was nicht verklebt ist, kann einfacher eingebaut, rückgebaut und entsprechend leichter recycelt werden«.

Das Klassiker-Trio
Ein bewährter Klassiker im »Loose-Lay«-Programm von Gerflor feierte vor kurzem seinen 35. Geburtstag: Der Industriebelag »GTI« wurde seinerzeit als erste lose liegende Vinylfliese überhaupt eingeführt und seitdem erfolgreich weiterentwickelt. Der Marketingleiter erklärt: »Der ›GTI‹ ist über Jahrzehnte bis auf seine Rezeptur nahe­zu unverändert geblieben und hat heute bereits einen Recyclinganteil von bis zu 80 Prozent erreicht.« Die ­extrem widerstandsfähigen Boden­fliesen mit der bekannten Schwalbenschwanz-Verriegelung überzeugen durch maximale dynamische und statische Belastbarkeit. 
Während die verklebte Variante des »GTI Max« bis zu 8 Tonnen aushält, ist auch die lose verlegte Version mit bis zu 6 Tonnen problemlos mit dem Gabelstapler befahrbar. Seine »kleine Schwester« ist die »Attraction«, welche lose verlegt bis zu 500 kg – und damit einer E-Ameise – standhält und gleichzeitig aufgrund der geringeren Belastung schon mehr mit dem Thema Design spielen kann. Für noch mehr Gestaltungsfreiheit hat Gerflor schließlich die designstarke »Creation 70 Connect« in modernen Optiken wie Holz, Stein oder Textil im Angebot. Diese ist mit einer Belastbarkeit von bis zu 200 kg für die Befahrung mit einem Hubwagen ausgerichtet und kommt etwa im Ladendesign zum Einsatz.

Eine Kollektion, vier Lösungen 
Ein weiteres Beispiel für einen »Loose-Lay«-Bodenbelag aus dem Hause Gerflor ist der heterogene Rollen-Kompaktbelag »Taralay Impression Hop«. Die »Taralay Impression« selbst ist nicht neu – neu ist allerdings die lose liegende Variante mit dem »Hop«. ­Diese sieht genauso aus wie ihr Vorgänger, ist aber so konstruiert, dass sie komplett lose in der Bahn liegt und ledig­lich mit einem Nahtband an den Rändern fixiert werden muss. Eine doppelte Armierung aus Glasvlies und Glasfasergittern sorgt dabei für eine ausgezeichnete Haltbarkeit. Zudem verstärkt die Beschwerungsschicht aus Recyclingmaterial in Verbindung mit einer technischen Unterschicht die Boden­haftung des Belags. Selbeck ist selbst beeindruckt: »Ich habe Zivildienst im Krankenhaus gemacht und weiß, welchen dynamischen Belastungen der Bodenbelag dort ausgesetzt ist. Die lose liegende ›Taralay Im­pres­sion Hop‹ hält den Scherkräften, die etwa durch das Schieben von Krankenbetten in den Gängen entstehen, stand und wir haben bisher nur gutes Feedback dafür bekommen.« Sie ist erhältlich als Systemkollektion in vier Varianten: zwei zur vollflächigen Verklebung in der Kompakt- und Akustikversion sowie zwei entsprechende für die lose Verlegung. 

»Wir brauchen die Vielfalt«
Mit »Mural Revela« für die Badgestaltung geht Gerflor mit dem Thema klebstofffreie Produkte inzwischen auch an die Wand (siehe OBJEKT 6/2023, Seite 100). »Unser Plan ist aber nicht, dass wir in fünf Jahren zu 100 Prozent auf klebstofffreie Pro­dukte umsteigen werden. Wir wollen Segmente da wo es sinnvoll ist peu à peu weiter ausbauen und innovative Produkt­lösungen anbieten, die die heutigen Anforderungen etwa an Rückbaubarkeit und Recyclingfähigkeit erfüllen«, erklärt Stein. »Gerade un­sere letzten beiden Werkszukäufe in Belgien und Irland spielen genau in dieser Liga: Die Firma in Belgien stellt Rigid-Produkte und Wandbeläge her und das Werk in Irland ist auf lose liegende Produkte spezialisiert.« 
Die breite Diversifizierung betrachtet Stein dabei als die zukunftsweisende Stärke des Unternehmens: »Gerflor ist weltweit aktiv und macht einen Umsatz von etwas über einer Milliarde Euro. Wir haben in etwa 50 Ländern eigene Vertriebsorganisationen, eine eigene Marktbearbeitung und eigene Produkte. Wir haben 24 Produktions­stand­orte, davon 18 in Europa. Unser Portfolio ist riesig! Das hat den großen Vorteil, dass man sich immer wieder in Bereichen bedienen kann, die originär im eigenen Markt noch gar nicht be­arbei­tet werden.«
Entsprechend zuversichtlich sehen Stein und Selbeck in die Zukunft des Unternehmens: »Natürlich sind auch wir konjunkturabhängig, aber wir haben Bereiche, in denen wir noch klein sind, wo wir aber große Möglichkeiten sehen, um auch bei einem schlechten Markt weiter wachsen und Zusatz­umsätze generieren zu können. Wir brauchen daher die Vielfalt, um jeden Markt bespielen zu können.«

Henrike Sühling

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