22.10.2023 | Allgemein Seite 50-52 in Ausgabe 6/2023

Netzwerk Boden: Seit 20 Jahren am Puls der Zeit

Anlässlich des 20-jährigen Bestehens fand am 5. Oktober die Jubiläums-Mitgliederversammlung der Leistungsgemeinschaft Netzwerk Boden in Amsterdam statt. Seit jeher stehen bei der Gemeinschaft ge­bündeltes Leistungs- und Erfahrungsangebot, beste Qualität, hochwertige Kundenbetreuung und ständige Weiterbildung im Mittelpunkt der Aktivitäten. Neben dem Austausch unter­einander blickte man auch auf die bisherige, erfolgreiche Arbeit zurück und formulierte weitere Ziele.
Die zweitägige Veranstaltung war gespickt mit Vorträgen und Veranstaltungen. Themen waren unter anderem ein Talk zu »20 Jahre Netzwerk Boden« und die Berichte aus den Arbeitskreisen »Next Gene­ration« von Nicole Zagolla, »Digitale Geschäftsprozesse« von Rainer Prinz, »Qualifizierungsmaßnahmen« von Thomas Böhmler, »Bodenprojekt des Jahres 2024« von Norbert Rennert und »Synergien Netzwerkpartner« von Frank Wittkowski.
Zum Abschluss des ersten Tages hielt der Triathlet und dreifache Weltmeister des »Ironman Hawaii« Kai Röckert seinen kurzweiligen und interessanten Impulsvortrag »Ziele sind erreichbar!«.
Der zweite Tag begann mit einem Treffen der Industriepartner. Die anderen Teilnehmer der Tagung waren zu einer Besichtigung des Linoleumwerks bei Forbo Flooring in Assendelft/Niederlande eingeladen, bevor es weiter zu einer Grachtenfahrt durch Amster-
dam ging. Wer wollte, konnte sich im Anschluss noch das Rijks­museum an­sehen oder bei der Heineken-Expe­rience-Tour erklären lassen, wie aus einer kleinen niederländischen Brauerei eine Premium-Biermarke wurde. Bevor es auf Ein­ladung von Forbo ­Flooring zum abschließenden gemeinsamen Abendessen ging, fand noch eine geführte Bike-Tour statt. Zur ­Freude aller war es auch in diesem Jahr wieder eine rundum gelungene Ver­anstaltung.

Eine starke Leistungsgemeinschaft
Beat Ludin und Frank Böttner, die Geschäftsführer von Netzwerk Boden, blicken auf die letzten Jahre zurück und beantworten im Interview, welche Chancen sie für die Zukunft sehen.

Herr Ludin, was geht Ihnen durch den Kopf, wenn Sie die Entwicklung des Netzwerks Boden Revue passieren lassen?
Jede Zeit hat ihre Herausforderungen und Chancen und diesem Umstand versucht Netzwerk Boden seit jeher gerecht zu werden. In unserem Strategiepapier, das den roten Faden für unsere Arbeit und unser Handeln während jeweils drei Jahren darstellt, steht die Maxime »Handeln am Puls der Zeit«. Ich glaube, dieser Satz spiegelt sehr schön wider, was unsere Entwicklung positiv beeinflusst hat und auch in Zukunft weiter beeinflussen wird: unseren Mitgliedern (aktuelle) Hilfestellungen zu bieten, wie sie ihr Geschäft (noch) erfolgreicher betreiben können. Meiner Meinung nach verzetteln wir uns in der Branche immer noch viel zu stark. Wieso trägt nicht jedes Branchenelement mit seiner Kernkompetenz dazu bei, unser Bodenhandwerk weiter zu stärken? Ich erkenne so viele Dubletten und sehe immer wieder dieselben Menschen, welche sich mit demselben Thema in verschiedenen Gremien befassen. Hier wären Synergien und Effizienz, aber auch Effektivität überaus wünschenswert. Im technischen Bereich beispielsweise sind die Innungen meiner Ansicht nach konkurrenzlos. Warum dies bei der Digitalisierung oder in der Kommunikation nicht so ist, liegt ja eigentlich auf der Hand… Wir sollten die einzelnen Kernkompetenzen bündeln und gemeinsam voranschreiten.

Herr Böttner, das Netzwerk Boden genießt den Ruf, eines der stärksten und größten der Fußbodenbranche in Deutschland zu sein. Wo liegen hier die Kernkompetenzen?
Innerhalb des Netzwerks Boden haben wir verschiedene Arbeitsgruppen, in denen wir Kompetenzen für unsere Mitglieder bündeln. Es gibt den Arbeitskreis »Digitale Geschäftsprozesse« und die Next Generation, um die jungen Menschen an die Verantwortung eines Unternehmens heranzuführen und die zukünftige Entwicklung der Branche mitzuprägen. Die Welt wird digitaler, unser Handwerk auch. Die Ansprache des Entscheiders, Architekten, Endverbrauchers oder Handwerkers erfolgt heute zunehmend digital und erfordert jeweils der Zielgruppe entsprechend eine andere Form in den sozialen Medien. Im Netzwerk Boden gibt es die Arbeitskreise »Qualifizierungsmaßnahmen« und »Bodenprojekt des Jahres«, die unsere Erfolgsstrategie betonen, nämlich Spezialisierung als Basis für herausragende Qualität. 

Herr Ludin, wie finden Sie neue Mitglieder und Industriepartner und auf welche Weise überzeugen Sie sie vom Mehrwert der Leistungsgemeinschaft?
Gerade in den letzten Jahren hat Netzwerk Boden in der Branchenwahrnehmung deutlich an Attraktivität gewonnen. Wir haben 2019 mit dem Beirat durch die Strategie 2023 für die letz-
ten drei Jahre verbindliche Ziele formuliert und sind gerade daran, auch bis 2026 Ziele festzulegen, frei nach dem Grundsatz: »Wenn man nicht weiß, wo man hin will, muss man sich nicht wundern, wo man landet.« Wir bespielen aktuelle Themen und sind voll im Integrationsprozess der Next Generation. Damit sind wir nach wie vor auch für unsere Industriepartner attraktiv, denn ohne ein leistungsfähiges Handwerk liegt kein Bodenbelag oder kein Profil so, wie es sein sollte. Mit den Möglichkeiten von Social ­Media kommen wir dank engagierter Mitarbeit von Industriepartnern und Mitgliedern auch besser an unsere Zielgruppen heran. Und last, but not least haben auch die Fachzeitschriften durch ihre Berichterstattungen – zum Beispiel zum Azubicamp, welches dieses Jahr bereits zum fünften Mal stattfand – viel zur größeren Bekanntheit von Netzwerk Boden beigetragen. Aus diesen Gründen haben sich etliche Unternehmen bei uns gemeldet, um Mitglied oder Industriepartner zu werden.

Herr Böttner, im Jubiläumsjahr präsentiert sich das Netzwerk größer und stärker denn je. Welche Auswirkungen bekommen die Mitglieder im Zuge der aktuellen Marktentwicklungen am Bau zu spüren und wie gehen Sie im Netzwerk damit um? 
In den letzten Jahren hatten wir natürlich extreme Herausforderungen. Es begann mit der Pandemie, dann folgte die Materialverknappung, begleitet von extremen Preissteigerungen in einigen Segmenten, und anhaltend natürlich der entsprechende Fachkräftemangel und die damit verbundenen Herausforderungen, heute ein attraktiver Arbeitgeber zu sein. 
Unsere Mitglieder profitieren dank der Zusammenarbeit bei Netzwerk Boden von einer Vielzahl an Vorteilen, die sich allein kaum erreichen lassen. Wir als Netzwerk kümmern uns auch um die Zukunft unserer Branche, damit wir jedem Mitglied einen klaren Vorteil verschaffen können. Wir befassen uns mit ­Themen wie Nachwuchsförderung, Wissensaustausch, Unternehmensübergabe, Digitalisierung und auch Nachhaltigkeit, indem wir unseren Mitgliedern neue Möglichkeiten aufzeigen und durch die im Netzwerk gebündelten Kompetenzen und Syner­gien mit der Industrie unterschiedliche Projekte, aber auch die Zukunft der Betriebe mitprägen.

Herr Ludin, einen großen Anteil an der beeindruckenden Netzwerk-Geschichte haben die Mitglieder und Partner. Wie binden Sie sie nachhaltig an das Netzwerk?
Hier gibt es verschiedene Aspekte. Netzwerk Boden steht für Qualität und Sicherheit, kurz gesagt: innerhalb der Branche für die Besten! Wir leben die Gemeinschaft zwischen den Spezialisten von Handwerk und Industrie. Beide sind aufeinander angewiesen. Die Zufriedenheit der Mitglieder basiert auf der Fähigkeit des Beirats, zu erkennen, wo es bei den Handwerksunternehmen »brennt« und wie wir sie in Sachen Zukunftsfähigkeit unterstützen können. Ein ebenso wichtiger Aspekt steckt im Namen unserer Leistungs­gemeinschaft: das Netzwerken! Es beinhaltet persönliche Kontakte, Erfahrungsaustausch, gegenseitiges Aushelfen und Unterstützen, Wissenstransfer und Befähigung, online oder sehr gerne vor allem persönlich.

Herr Böttner, was wünschen Sie sich für die Zukunft von Netzwerk Boden?
Unser Netzwerk feiert in diesem Jahr sein 20-jähriges Jubiläum. Seit 2016 gehen die ehemaligen »Objekteure im Forum« und die »Objekteure der Decor-Union« einen gemeinsamen Weg unter dem Dach der Netzwerk Boden GmbH. Wir sind in diesen Jahren zusammengewachsen, haben Vertrauen aufgebaut und sind sehr erfolgreich im Interesse der Netzwerk-Boden-Mitglieder und Industriepartner sowie auch unserer Auftraggeber.
Es gibt aber immer noch Potenziale. So gibt es viele ehemalige »Objekteure im Forum«, die heute noch nicht die Dienstleistungen der Decor-Union in Anspruch nehmen. Hier kann die Decor-Union auch den eigenen Netzwerk-Boden-Anschlusshäusern eine Menge bieten, gerade weil auch viele Kollegen heute im Netzwerk Boden in der Decor-Union aktiv sind und die dortigen Leistungen nutzen. 
Ich wünsche mir, dass wir die enormen Herausforderungen, die der Markt gerade an uns stellt, gemeinsam an­gehen und dass wir weiterhin zeitgemäße Lösungen anbieten können, die wir im Schulterschluss und mit einer starken Gemeinschaft zusammen erarbeiten. Denn es ist nichts Neues, dass eine starke Gemeinschaft besser ist als ­jeder Einzelkämpfer. Dass unsere In­dustrie­partner und unsere Netzwerk-­Boden-Mitglieder eine Einheit bilden, um gemeinsam alle Schwierigkeiten zu überwinden, um auch für die Zukunft stabil aufgestellt zu sein. Dass unsere Handwerks­be­triebe attraktive Arbeitgeber sein ­können und gegen den Trend des Fachkräfte­mangels eine ­Lösung haben. Und dass wir als Netzwerk weiter wachsen können, um noch mehr Objekteuren, Bodenlegern und Freunden des Handwerks eine ­sichere Zukunft zu bieten. 

Abschließende Frage: An welche besonders spannenden, vielleicht auch einprägsamen Erlebnisse denken Sie anlässlich des Jubiläums gemeinsam zurück?
Ludin: Ich möchte hier drei Beispiele erwähnen: Erstens wie nach 2016 mit dem Zusammenschluss von »Objekteure im Forum« und der »Gilde« sich zunächst nur sehr zaghaft kleine ­Wurzeln und Verbindungen entwickelt haben und wir heute doch sagen dürfen, dass inzwischen ein gut verankertes »Bäumchen« mit Entwicklungs­potenzial daraus geworden ist. Zweitens die Zusammenarbeit mit dem Beirat, dem ich hohen Respekt zolle für seinen Einsatz in den Jahren seit der Gründung. Einzelne Namen zu nennen wäre verfehlt, aber die Beiräte sind jene Persönlichkeiten, welche das Netzwerk immer wieder inspiriert haben, auch in schwierigeren Zeiten! Und zum dritten hat mir nach den Pandemiejahren die letztjährige Mitgliederversammlung in Wien gezeigt, wie geschätzt, wie wichtig und willkommen das persönliche Zusammenkommen unter den Netzwerkpartnern ist, vielleicht der wichtigste Aspekt für unser Netzwerk.

Netzwerk Boden gibt Hilfestellung bei der Planung
Spezialisten aus Industrie und Handwerk, die sich im Netzwerk Boden zusammengeschlossen haben, beantworten Fragen rund um den Boden. Die Mitglieder kommen aus unterschiedlichen Bereichen wie Fußbodentechnik, Bodenbelag und Bauchemie. Sie unterstützen bei der Planung und Umsetzung von Projekten und bündeln bei Bedarf ihre Kompetenzen – auch bei der Planung und auf der Baustelle.
Die Leistungsgemeinschaft vermittelt den Kontakt zwischen Architekten, geeigneten Fachfirmen und Herstellern. »Als Objekt-Profis entwickeln wir Lösungen nach Maß und möchten Planer und Architekten gezielt darauf ansprechen, sich mit Fragen rund um technische, handwerkliche und gestalterische Details eines Projekts an uns zu wenden«, erläutert Ludin. Über die Website sind rund 60 Mitglieder an 70 Standorten in Deutschland erreichbar. Kontaktdaten und Spezialgebiete sind hinterlegt, eine Suche nach Kompetenzbereichen ist ebenfalls möglich. Interessierte können eine Beratung bei Handwerks- oder Industriepartnern zum Thema Boden anfordern.
Das Netzwerk bietet die Möglichkeit, Kapazitäten zu bündeln und sich bei der Ausführung komplexer Projekte abzustimmen und zusammenzuschließen. Ob Bodenbelag, Verlegung, Fußbodentechnik oder Gestaltung – die Mitglieder arbeiten Hand in Hand zusammen, tauschen bei Bedarf Know-how, Material, Maschinen und sogar Personal untereinander aus. »Durch diese Synergien lassen sich Heraus­forderungen am besten bewältigen«, erklärt Ludin.

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