22.10.2023 | Verlegewerkstoffe / Estrich / Technik Seite 82-83 in Ausgabe 6/2023

Uzin: Estricheinbau in Betontechnologie

Bodenkonstruktionen zählen zu den am meisten belasteten Bauteilen eines Gebäudes. Im Ladenbau muss der Boden etwa mit schweren Regalen, Fahrzeugen und Publikumsverkehr zurechtkommen. Wenn thermische Spannungen durch eine Fußbodenheizung hinzukommen, ist oft eine Sonderkonstruktion nötig. In einer im Rahmen des Neubauprojekts BGZ2 in der sogenannten »Neuen Mitte Gerets­ried« errichteten Lebensmittelfiliale wurden diese Herausforderungen im Teamwork mit dem Estrichtechnikberater von Uzin und DS Estrichbau gemeistert. Die Lösung hieß »Estricheinbau in Betontechnologie«, welche der DIN 18560-1 entspricht und in der Kategorie SW1 höchste Ansprüche an Druck- und Biegezugfestigkeit erfüllt.

In der Lebensmittelfiliale galt es, die besonders hohen Beanspruchungen durch die Räder des rund 1,5 Tonnen schweren Hubwagens zu berücksichtigen. Hier musste man von 10 kN/m² Flächen- und mehr als 5 kN Punktlast ausgehen. Wenn lotrechte Nutzlasten höher sind als 4 kN Einzel- oder 5 kN/m² Flächenlast, sind die Estrichdicken laut geltender DIN 18560-2 bereits vom Planer festzulegen. Dazu kam die Anforderung, eine Industrieflächenheizung einzubauen. Der gesamte Verkaufsraum war mit nur wenigen Wänden und einem bestimmten Stützenraster geplant, um die Verkaufsflächen nicht zu beeinträchtigen. 

Hohe Druck- und Biegezugfestigkeit 
»Die Anforderungen an die Tragfähigkeit waren sehr hoch, um die extremen Lasten auffangen zu können«, so Uwe Kunzelmann, Estrichtechnikberater bei Uzin. Bereits der geforderte Einbau der Fußbodenheizung machte eine sehr hohe Estrichdicke mit einer Mindestüberdeckung von 9,5 cm nötig. Durch die zu erwartenden thermischen Belastungen musste der Boden außerdem besonders spannungs- und schwindarm sein sowie zusätzlich eine sehr hohe Druck- und Biegezugfestigkeit aufweisen. Daher kam nur eine Sonderkonstruktion mit einem ternären Schnellzement in Betontechnologie infrage, bei der der Estrich zudem zwischenverdichtet wird. 
Alle Parameter wurden zusammen mit dem beauftragten Ingenieurbüro, dem Estrichbauer und dem Heizungsbauer besprochen und berechnet sowie ein genauer Fugenplan erstellt. Vorab wurde zudem eine Erstprüfung der einzusetzenden Mörtelqualität durchgeführt und eine Musterfläche angelegt. Zur genauen Bestimmung der Qualität untersuchte ein Labor die entnommenen Estrichmörtelprismen. Das Ergebnis war äußerst zufriedenstellend, denn die geforderte Biege­zug­festig­keit von CT F6 konnte sogar deutlich übertroffen werden. Neben einer besonders hohen Estrichgüte war dies die Vorgabe für den Bodenaufbau. Die Estrichdicke wurde auf rund 12,5 cm festgelegt. »Dies ist etwa doppelt so dick wie bei einem herkömmlichen Aufbau und muss in der gleichen Zeit verarbeitet werden«, erklärt der Uzin-Fachberater.

Aufbau und Estrichkonstruktion 
Zunächst wurde eine Schicht eingebracht und mit der Rüttelbohle verdichtet. Danach wurde die nächste Schicht sorgfältig auf den vorgesehenen rund 70 m² großen Feldern verteilt, mit der Estrichlatte planeben abgezogen und wieder verdichtet. »Hier kam das maschinelle Verdichten, eine Art Glätten, mit einem schweren Tellerschleifer zum Einsatz«, so Muzaffer Atmaca von DS Estrichbau. Dank der exakt ausgearbeiteten Fugenpläne konnte von Feld zu Feld gearbeitet werden, wobei jedes Estrichfeld nach Estricheinbau mit einer Folie für zwölf Stunden abgedeckt wurde. »Wir haben Randdämmstreifen zwischen den Feldern verlegt und in alle Felder im Abstand von ca. 20 cm Dübel eingesetzt«, so Atmaca weiter. Dadurch konnte sich der Estrich »bewegen«. 

Auf die Mischung kommt es an
»Bei dieser Konstruktion ist die hohe Qualität der Estrichlastverteilschicht entscheidend und eine ständige Qualitätskontrolle daher unerlässlich«, betont Kunzelmann, der die gesamte Estrichverarbeitung und Einbaurezeptur überwachte. Geprüft wurden der Estrich beim Anmischen, die Wasser- und die Zementmenge, die Pumpzeit, das Fördern und die Verarbeitung. Auch die Sandqualität musste im Vorfeld und während des Einbaus geprüft werden. »Alle Details sind wichtig, selbst Nachtfröste vor Ort müssen beachtet werden«, erklärt der Uzin-Fachberater. Der Estrichmörtel wurde in einer weichen Konsistenz verarbeitet. Dabei war eine gleichbleibende Mischqualität und Verarbeitung notwendig, um die nötige Festigkeitsklasse zu erreichen.

Schwindarm nach neuer Estrichnorm 
Die neue DIN 18560-1 regelt Bau­stel­len­estriche und Estriche aus Estrichmörteln und Estrichmassen. Als neue Eigenschaft werden Dimensions­stabi­lität und Schwindklassen für Estrich definiert. »UZIN SC 989 Strong« wurde speziell für Industriebereiche mit sehr hohen Anforderungen an Festigkeit und Belastung konzipiert. Er wurde als schwindarm in die höchste Schwindklasse SW1 eingeordnet. »Während die Verformung bei herkömmlichen Estrichen bei bis zu 1,5 mm/m liegt, beträgt sie bei ›UZIN SC 989 Strong‹ nur rund 0,15 mm/m«, erklärt Kunzelmann. Ein weiterer Vorteil: Er ist sehr emissionsarm nach Emicode »EC 1 Plus«, chromatarm nach EU-VO 1907/2006 sowie »Giscode ZP 1« und besitzt eine lange offene Verarbeitungszeit von rund zwei bis drei Stunden.

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